Vom 1.2. bis 5.2.2024 konnte eine Gruppe von Schülern und Kollegen der GSM dank finanzieller Unterstützung durch die GEW Duisburg nach Polen reisen und das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz besuchen. Die umfangreichen und immer wieder auch emotional bewegenden Eindrücke hat unsere Abiturientin Victoria Stahlberg (Q2) zusammengefasst. Ihre Schilderungen lassen sich mit diesem Link öffnen:
Auschwitzfahrt 2024
Unsere Fahrt begann am 1. Februar 2024 um 21 Uhr am MSV-Parkplatz der Schule, wo es nach Auschwitz losgehen sollte. Auf der Fahrt hatten wir viel Spaß und hörten Musik und spielten gemeinsam Gesellschaftsspiele.
Am nächsten Tag kamen wir um 10 Uhr an, allerdings waren unsere Zimmer erst später bezugsbereit. Aus diesem Grund haben wir zuerst unser Gepäck in einem Häuschen abgestellt und sind zu unserer ersten Einführung in die Geschichte und die pädagogischen Arbeit unserer Begegnungsstätte aufgebrochen. Dort lernten wir einen unserer Guides, Monika, kennen, welche dort ein FSJ absolvierte und uns durch unseren ersten Tag begleitete. Um 12:15 Uhr gab es das Mittagessen. Überfordert waren wir dabei, da es ein typisches polnisches Gericht war bzw. eine traditionelle Suppe mit Ei. Dennoch haben wir es gemeistert ;). Die Suppe ist traditionell beim Mittag vor der Hauptspeise zu essen. Nach dem Mittagessen erkundeten wir mit Monika das jüdische Zentrum Oświęcim, das ist die Stadt, die Standort des Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war. Wir bekamen eine Stadtführung, die viele Eindrücke hinterließ. Um 18 Uhr gab es das Abendessen. Anschließend hatten wir eine Reflexionsrunde mit drei Karten. Die eine Karte zeigte einen Mülleimer, da schrieben wir Sachen auf, die falsch waren. Die zweite Karte war mit einem Koffer versehen. Da konnten wir auf die Karteikarten schreiben, was wir mit nach Hause nehmen, also für uns bewahren/uns merken wollten. Auf der dritten Karte war ein Fragezeichen, wir konnten Fragen konnten aufschreiben, die wir ggf. in der Gruppe beantworteten.
Am 2. Tag gab es bereits um 7:30 Uhr das Frühstück, denn es stand ein langer, ersehnter und bedeutsamer Tag an. Um 8:15 Uhr sind wir nämlich nach Auschwitz I gefahren. Hier hatten wir wieder einen Guide. Da die Häuser im Stammlager sehr schmal waren, teilten wir uns in zwei Gruppen auf und erkundeten dieses Lager, welches von Grausamkeit geprägt war. Zuerst begutachteten wir das Außengelände und sahen zu Beginn das bekannte Schild ,,Arbeit macht frei“. Dieses Schild live und in Farbe zu sehen, war mehr als eindrucksvoll und es ist schwer zu beschreiben, was man in dem Moment gefühlt hat: Angst, Furcht, Mitleid. Wir lauschten dabei dem Guide mit Kopfhörern. Er erzählte uns Geschichten aus der Zeit, in der das Lager belegt war und was alles getan wurde. Auch belehrte er uns darüber, welche Aufgaben die Häftlinge hatten und welchen Umgang man mit ihnen hatte, der war so grausam, dass man schlucken musste und sich die ein oder andere Träne verdrücken musste. Eindrucksvoll waren auch die Häuser, in denen 600–700 Leute (!) wohnen mussten. Noch schlimmer waren die ausgestellten Bilder von damals und die Ausstellungen der Sammlungen von Brillen, Schuhen usw., die man den Ankömmlingen in Auschwitz I nach ihrer Ankunft abgenommen hatte. Besonders betroffen hat mich die Ausstellung der Ort gemacht, an dem beschriftete Koffer lagen. Sie wurden beschriftet, da die Menschen, die nach Auschwitz kamen, die Hoffnung hatten, dass sie die Koffer wiederbekommen. Gerade in dem Moment war es ein Bad der Gefühle. Und noch stärker wurde das in dem Moment, in dem der Guide von dem Blausäuregas Zyklon B erzählte, welches ebenfalls ausgestellt war, und für die Massenvernichtung gedacht war und so eingesetzt wurde.
Später liefen wir zurück zum Mittagessen. Besonders das Essen war in der Gruppe sehr diskutiert, da es vielen fremd war. Zu meinem Teil muss ich aber sagen, dass ich das Essen ganz in Ordnung fand. Danach hatten wir Freizeit, die wir verschieden verbracht haben, bspw. sind wir noch einmal in die Stadt gelaufen und haben uns dort umgeschaut. Nach dem Abendessen erfolgte wieder eine Reflexionsrunde, in der wir unsere Gedanken und Gefühle zum Tag austauschen konnten. Da diese 2 1/2 Stunden ging, kann man ganz klar daraus schließen, dass wir alle sehr viele Gefühle hatten. Auch hier wurden die Karten zur Anleitung des Gespräches verwendet. Weiterhin sprachen wir über das Programm des nächsten Tages und danach gab es als Filmangebot ,,Schindlers Liste“, welches freiwillig war. Wer den Film nicht schauen wollte, hatte Freizeit und um 23 Uhr gab es die Zimmerkontrolle.
Der dritte Tag begann ebenfalls früh und so starteten wir erneut mit dem Frühstück um 7:30 Uhr. Um 8 Uhr fuhren wir nach Birkenau zum zweiten Konzentrationslager. Der Guide des vorherigen Tages empfing uns. Auch in Birkenau arbeiteten wir mit dem Konzept des Aufteilens, denn hier war das Gelände riesengroß und wir waren draußen unterwegs. Wir hatten nicht so gutes Wetter, sind aber dennoch überall lang gelaufen. Wir konnten uns die Häuser angucken, in denen die Menschen untergebracht waren. Die Bedingungen waren ebenfalls von Grausamkeit und Herzlosigkeit geprägt. Auch konnten wir ein originales Zugabteil der Deportation sehen. Die Krematorien waren zerstört, aber die Bruchteile sind bis heute erhalten. Sie wurden abgesperrt. Das fanden wir, um ehrlich zu sein, schade, nicht aus makaberen Gründen, sondern wir nur die Gelegenheit genutzt, so etwas in echt zu sehen, denn es ist äußerst bewegend. Bewegend war es auch zu hören, dass alle Juden verbrannt wurden, obwohl es gegen ihre Religionsvorschriften war, so wurden sogar den Toten die Menschenwürde und ihre Totenruhe gestohlen. Wenn man dort geht, läuft man auf der Asche der Ermordeten, das ging sehr unter die Haut. Es gab es auch Denkmäler in verschiedenen Sprachen und wir gingen weiter durch die Außenanlage. Währenddessen und nach der Tour konnten wir dem Guide Fragen stellen, wodurch sich Vieles für uns geklärt hat, vor allem unsere Vorurteile. Schlussendlich fuhren wir dann in die Begegnungsstätte zurück. Abends gab es eine erneute Reflexionsrunde, dabei sprachen wir auch über unser Feedback und unsere Verbesserungsvorschläge zur Fahrt im Allgemeinen. Unser letzter Tag begann mit dem Frühstück um 8 Uhr. Zuvor sollten wir bereits unsere Zimmer verlassen und unsere Koffer im Reisebus lagern, denn erneut stand ein langer Tag bevor. Wir fuhren nämlich nach Kraków, hatten eine Stadtführung durch das jüdische Viertel und haben die Synagoge und den jüdischen Friedhof besichtigt. Nach der Mittagspause haben wir das ehemalige jüdische Ghetto und das Lager Plaszow (das ist das Lager, das man aus dem Film „Schindlers Liste“ kennt) besichtigt. Danach sind wir noch in die Innenstadt gefahren und hatten ca. 2 Stunden Freizeit und um 20:30 Uhr ging es nach Hause.
Am Ende habe ich noch Tipps für die Fahrt: Packt euch warme Klamotten und winterfeste Schuhe ein!
Wir waren uns alle einig, dass diese Fahrt eine Pflichtveranstaltung sein sollte, da sie sehr prägend und aufklärend war. Wir wünschen euch, dass ihr sie auch durchführen könnt!
Für uns war diese Fahrt auch möglich, weil die GEW Duisburg sie finanziell unterstützt hat. Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich dafür bedanken!
Victoria Stahlberg (Q2)